Google-Monopol und die vertikale Suche
Der folgende Text ist sozusagen die Geeky-Version eines Beitrags von mir für das jep-Blog die Axel-Springer-Akademie. Weil ich dem geneigten Publikum hier weniger erklären muss.
Sergej Brin und Larry Page haben bei Google eine einzigartige Unternehmensphilosophie etabliert. Sie haben zehn Grundsätze formuliert, die heute auch im Netz nachzulesen sind. Ganz oben auf dieser Liste steht: Der Nutzer steht immer an erster Stelle. Dieser Grundsatz ist richtig und wichtig, und sollte eigentlich in allen Unternehmen gelten.Ergänzend dazu formuliert Google unter Punkt 6: Es darf keine Kompromisse in der Integrität der Suchergebnisse geben, Platzierungen werden niemals manipuliert, um für Partner eine höhere Stelle in den Suchergebnissen zu erzielen.
Google bietet das Suchergebnis selbst
Bis heute würde kein seriöser Experte daran zweifeln, dass Google diesen Grundsatz auch einhält. Zumindest, wenn man die Websites betrachtet, die nicht zum Google-Universum gehören. Das Problem ist: Der Suchmaschinen-Konzern beantwortet viele Suchanfragen inzwischen selbst. Innerhalb der Ergebnisse finden sich heute Finanzinformationen, Videos, Wetter, Straßenkarten, Kinoprogramme und andere Dinge, die Google selbst vorhält. Egal ob ich heute ein Hotel in Berlin suche, ein neues Video über Britney Spears oder den aktuellen Stand des Dow Jones, ich brauche mich dazu gar nicht mehr von Google wegzubewegen. Die Suchmaschine ist selbst zum Inhalteanbieter geworden.
Wer zum Beispiel nach “wetter berlin” sucht, erhält die Google-eigene 4-Tage-Vorhersage als erstes Ergebnis. Mit einem Mausklick auf “zu iGoogle hinzufügen” lässt sich der Wetterservice abonnieren, und damit zugleich der komplette iGoogle-Service.
Exakt an dieser Stelle wird Google zum Konkurrenten. Für andere Websites macht es immer weniger Sinn, Wetter oder Finanzübersichten oder gar ein Kinoprogramm anzubieten – wenn es für den Nutzer einfacher ist, gleich bei Google zu bleiben.
“Vertikale Suche” auf die eigenen Inhalte
Verschärft wird das Problem durch die “vertikale Suche”, von Google auch “Universal Search” genannt. Damit hebt Google seit zwei Jahren bestimmte Informationstypen (News, Videos, Bücher, etc.) hevor, die Relevanz zum Suchbegriff haben.
Was ein Zusatznutzen für den Suchenden sein soll, bietet für Google sie beste Möglichkeit, eigene Inhalte hervorgehoben zu präsentieren. Schließlich gibt es die meisten Videos bei “Youtube”, Finanzergebnisse auf “Google Finance”, Literatur bei “Google Book Search” usw. Google erlaubt sich auf diese Art und Weise eine Vielzahl von Sprungmarken in das eigene Inhalte-Angebot. In vielen Fällen konkurriert deren Angebot aber mit Inhalten anderer Anbieter.
Wer beispielsweise ein Video sucht, wird eine Fülle von “Youtube“- und “Google Video”-Ergebnissen vorfinden – weil die beiden Websites schlicht die meisten Videos im Angebot haben. Beispiel: Die Suche nach Angela Merkel enthält unter den ersten zehn Treffern derzeit vier von “Youtube” und zwei von “Google Video”. Gleiches gilt für viele andere Suchbegriffe. Da macht es für Google Sinn, Video-Suchergebnisse mit der “Universal Search” in der normalen Suche einzublenden gesondert hervorzuheben.
Google mutiert zur Informationsmaschine
Google wird damit von der Suchmaschine mit Monopolstellung zum Inhalte-Anbieter mit Zugangsmonopol, der nach Belieben immer mehr eigene Inhalte hervorheben kann.
Am Ende könnte ein Google stehen, das nicht nur die besten Informationen aus dem Internet für alle Suchenden bereithält. Das Horrorszenario ist eine Suchmaschine, die selbst schon über alle relevanten Informationen verfügt. Google wäre dann eine Informationsmaschine, die nach Belieben andere Inhalteanbieter ausschließen oder abwerten kann.
Genau das aber wird nicht passieren. Schließlich ist Google auf das Vertrauen seiner Nutzer angewiesen. Dieses würde der Konzern mit allzu radikalen Schritten verlieren. Deshalb sind der Mutation zur Informationsmaschine natürliche Grenzen gesetzt.
Die aufgeführten Beispiele zu “Youtube” und “iGoogle” zeigen aber, wie hemmungslos Google bereit ist, eigene Inhalte gegen die der Konkurrenz auszuspielen. Die Gefahr besteht deshalb in der schleichenden Veränderung und dem Einbau vieler unauffälliger Verweise ins immer umfangreicher werdende Google-Angebot.