Washington spricht Social Software das Misstrauen aus
Es war abzusehen, nun ist es passiert. Das US-Repräsentantenhaus hat ein Gesetz verabschiedet, nachdem Social-Software-Websites (Myspace, Blogger.com, etc.) und Chat-Websites für Minderjährige an öffentlichen Rechnern nicht mehr zugänglich sein dürfen. Schon der Name des Gesetzes zeigt, dass die Abgeordneten keine Ahnung haben, was sie da tun.
Der "Deleting Online Predators Act" (DOPA) kann wohl übersetzt werden mit "Gesetz zur Bekämpfung von Onlinekriminalität" wurde am gestrigen Tag mit einer großen Mehrheit aller Parteien verabschiedet. Es schreibt vor, dass Myspace und andere Community-Websites künftig in Schulen und Bibliotheken geblockt werden.
Im Text heißt es: "To amend the Communications Act of 1934 to require recipients of universal service support for schools and libraries to protect minors from commercial social networking websites and chat rooms." Dabei geht es den Abgeordneten vor allem um Pornographie und sexuelle Nötigung von Minderjährigen.
Kiritker befürchten, durch das Verbot würden solche Websites für Kinder nur noch spanndender, die Gefahren im Netz für Minderjährige würden dadurch in keiner Weise vermindert. Was natürlich völlig richtig ist, schließlich kann man solche Probleme nicht einfach durch eine Miniblockade des Internet eliminieren.
Der wesentliche Aspekt aber ist, dass die Abgeordneten überhaupt nicht verstanden haben, dass Inhalte von Nutzern im Internet inzwischen eine große Rolle spielen, und dass nicht nur auf klasssichen Community-Websites. Wird irgendwann auch del.icio.us geblockt, weil Minderjährige dort Links zu den falschen Websites finden? Die Abgeordnten sollten lieber mal überlegen, wie man konstruktiv mit solchen Problemen umgeht - statt zu versuchen, das Internet zu zensieren. Der DOPA ist nicht mehr als eine schwachsinnig undurchdachte Idee, die von völligem Unverständnis zeugt.
28.07.2006, 10:19 Uhr