Yahoo mag Microsoft nicht
Seit Freitag ist es offiziell. Yahoo lehnt den Einstieg von Microsoft ab, will kein Geld und keine Beteiligung. Für die Entwicklung des Internet ist das nur förderlich. Eine Anmerkung.
Yahoo-Chef Terry Semel hat in der "Fincancial Times" das Beteiligungsangebot von Microsoft höchst öffentlich abgelehnt – und damit zugleich gesagt, dass Yahoo wohl weder die Marktmacht als auch das Geld von Microsoft will oder braucht (umgekehrt scheint Microsoft offenbar das Know How Kalifornier zu brauchen).
Das vorzeitige Scheitern der "Allianz gegen Google" bedeutet für das Web viel. Es sieht so aus, als gäbe es auf längere Sicht mindestens drei große Konzerne im Internet: Google, Yahoo und Microsoft.
Am Rande spielen andere Player wie AOL oder Apple, aber der technische Vorsprung der großen drei ist inwischen enorm – wie Google gerade zum jährlichen Press-Event mit Tools wie "Google Trends" oder "Google Notebook" demonstriert hat.
Riesiger Vorsprung
Bei den großen Drei sammeln sich die größten Werbeumsätze, die besten Entwickler und damit auch das größte Know How. Derzeit ist deren Vorsprung bei diversen Webanwendungen rießig. Microsoft zeigt das mit Anwendungen wie der realen Straßenansicht in Karten und seinem rasant wachsenden "Live"-Angebot, Google mit schon zum Start überlegenen Anwendungen wie "Google Calendar" und der irrwitzigen Fülle an Web-Services, Yahoo mit seinen diversen populären "My Yahoo"-Angeboten.
Die Entwicklung des Web vorherzusagen, bleibt trotzdem ein Wagnis. Eines ist sicher: Mobile Angebote werden in den kommenden Jahren extrem wichtig, und damit entscheidet nicht mehr nur die technische Überlegenheit sondern auch die Usability – gute Nutzerführung auf kleinen Bildschirmen, und damit die Reduktion auf das Nötige und Sinnvolle.
Das aber bedeutet, die Entwickler müssen den Nutzer kennen und verstehen. So etwas ist für Entscheider in Führungspositionen und durchstrukturierte Programmierschmieden ungefähr so schwierig wie für den Kanzler zu wissen, wie die Mehrheit seiner Bürger denkt. Deshalb werden kleine Unternehmen auch weiterhin eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Web spielen – und daraus kann sehr schnell große Konkurrenz werden, wie zum Beispiel Skype bewiesen hat.
Open-Source-Webanwendungen
Letztlich aber wird auch das verteilte Programmieren oder Open-Source-Modelle wichtiger: Die Mozilla-Foundation hat mit der Entwicklung von Firefox gezeigt, dass viele verschiedene Programmierer womöglich bessere Produkte für das Internet hervorbringen. Der Beweis für die erste durchschlagend erfolgreiche divers programmierte erfolgreiche Web-Anwendung ist nur in der Praxis noch nicht erbracht – selbst Wikipedia arbeitet bislang nur mit einigen wenigen Programmierern.
Dabei bietet zum Beispiel der Community-Ansatz viel Raum: Derzeit gibt es Wiki-Software, Blog-Software, Projekt-Software, Chat-Anwendungen, Termin-Verwaltungen, Group-Software. Alles webbasiert, aber eine sinnvolle und vor allem handhabbare Verbindung scheint bislang nicht nicht erwünscht, nicht sinnvoll oder nicht möglich. Eine großartige Herausforderung wäre es. Und womöglich haben zehntausende Programmierer, Webdesigner und Usabilty-Experten mehr Wissen, Erfahrung und Ideen als Microsoft, Yahoo und Google zusammen.
15.05.2006, 18:04 Uhr