Web 2.0 - ein Hype, der keiner ist.
Die Blogosphäre diskutiert über das Web 2.0. Über was? Ja, genau, das habe ich mich auch gefragt. Die Begrifflichkeit alleine stiftet schon Verwirrung. Deshalb ein kleiner Beitrag zum Thema.
Nein, in diese Debatte (Don Alphonso, Thomas Knüwer, Robert Basic, Mario Sixtus) will ich nicht einsteigen. Ich schlage einfach mal vor, sich ein Stück weit vom Begriff "Web 2.0" wegzubewegen.
Bislang drehte sich alles um die Frage "Ist Web 2.0 nur ein Hype?". Don Alphonso hat da eine Debatte losgetreten, die in den USA schon seit einigen Wochen geführt wird. Hey, es gibt dort sogar ein eigenes Blog zum Thema. Aber diese Frage geht am Kern völlig vorbei.
Schließlich wird keiner bestreiten, dass sich das Internet verändert hat. Wesentlicher Kern von Web 2.0 ist meiner Ansicht nach, dass inzwischen Editierungen von Internet-Seiten sehr leicht möglich sind, für jeden und oft ohne Programmierkenntnisse. Technisch gesehen haben wir das zu einem großen Teil LAMP-Systemen (PHP und MySQL…) zu verdanken, Ajax macht das Ganze nur noch etwas hübscher.
Daraus haben sich zahlreiche Projekte ergeben, die oft in Community-Building münden. Diese Communities bedeuten zugleich den zweite wesentliche Änderung im Web, die neuenglisch mit dem schönen Begriff Folksonomy umschrieben wird. Die Nutzer, wie alles, strukturieren selbst immer mehr das Internet, machen dessen Inhalte leichter auffindbar.
Es geht im Kern nicht darum, ob mit dieser Entwicklung neue Geschäftsmodelle entstehen können – das ist nur logisch und Beispiele wie Flickr gibt es ja schon reichlich. Bemerkung wie die von Thomas Knüwer, ob Open BC sinnvoll ist, sind da wenig zielführend. Open BC ist nicht der Kern des veränderten Internet. Hinter "Web 2.0" steckt vielmehr eine Idee, eine Philosophie: Die eines für jeden editierbaren Netzes.
Viel treffender als "Web 2.0" ist deshalb der Begriff "Read/Write-Web" von Tim Berners-Lee. Er beschreibt den Kern der Entwicklung. Eine Debatte auf dieser Grundlage halte ich für sehr sinnvoll. Denn: Web 2.0 ist demokratisch und nimmt die Menschen ernst (siehe Paul Graham via Markus Spath).
21.11.2005, 14:58 Uhr