Sousveillance: Unterwachung als Antwort auf Überwachung
Mir fehlten bislang zur Überwachungsdebatte die Worte. Ethan Zuckerman hat auf Zeit Online den bislang wohl interessantesten Ansatz einer Antwort auf den Überwachungsstaat beschrieben. Die Unterwachung.
Der Gastbeitrag, der heute in der Zeit veröffentlicht wurde, kurz zusammengefasst: Zuckerman schreibt es gäbe gegen die überbordene staatliche Überwachung in den USA bislang kaum nennenswerten Protest. Er findet, man müsse deshalb die Auswirkung von Überwachung transparenter machen und provozieren, um eine Debatte auszulösen.
Die beste Form dafür, so Zuckerman: Die Sousveillance, das "beobachten von unten" (Der Begriff stammt von Steve Mann). Zitat: "Mit der Unterwachung kehren die Individuen das Konzept um, indem sie ihre Kameras auf Institutionen richten, deren Verhalten dokumentieren und Fehlgriffe online für ein weltweites Publikum zugänglich machen."
Das findet nun bereits manigfaltig statt: Bei Demonstrationen filmt Occupy das Fehlverhalten von Polizisten, Politiker müssen wegen öffentlich gemachter Plagiate zurücktreten und Edward Snowden veröffentlicht die NSA-Praktiken.
Zuckerman geht aber noch einen Schritt weiter: Er fordert nicht nur zur Unterwachung von Polizei und Politikern auf, sondern auch zur Veröffentlichung von Facebook-Profildaten von Privatleuten und anderen Profildaten - um Nutzern vor Augen zu führen, welche Datenspuren sie hinterlassen.
Letztlich werden wir wohl in den kommenden Monaten noch etliche Beispiele von Unterwachung sehen. Ich warte auf die ersten Politiker-Watch-Plattformen, auf denen Tausende von Menschen noch mehr Fotos, nicht-öffentliche Dokumente oder Aufenthaltsorte veröffentlichen. Von Politikern, Konzernchefs und Prominenten. Nur der Provokation wegen. Das wäre wohl ganz in Zuckermans Sinne.
10.07.2013, 19:07 Uhr